Den Alterungsprozess bei nahestehenden Menschen zu beobachten, kann schwerfallen – insbesondere wenn das Altern mit Krankheit oder geistigem Verfall einhergeht. Zu den leider häufigen Krankheiten, mit denen viele ältere Menschen konfrontiert sind, gehört Demenz. Da es sich bei Demenz um eine fortschreitende Krankheit handelt, ändert sich der Zustand der Erkrankten laufend. Aufgrund dieser ständigen Veränderung sind Angehörige oft unsicher, wie sie mit der betroffenen Person sprechen oder umgehen sollen. Wenn du nach Hilfe suchst, findest du hier einige Tipps, wie du mit einem Menschen sprechen kannst, der an Demenz leidet.
Kommunikationstechniken in Gesprächen mit demenzkranken Menschen
Die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz sind individuell verschieden. Daher solltest du nach bestem Wissen und Gewissen einschätzen und beurteilen, was in der jeweiligen Situation deines Angehörigen erforderlich ist.
Denk daran, dass Demenz eine unberechenbare Krankheit ist und dass Episoden von Demenzsymptomen ohne wirklichen Auslöser auftreten können. Du kannst jedoch aktiv versuchen, das Auslösen solcher Symptome zu verhindern. Halte deinen Angehörigen von Umgebungen fern, die ihm nicht vertraut sind oder ihn überfordern. Tu dein Möglichstes, Schmerz und Verwirrung zu lindern.
Die folgenden allgemeinen Ratschläge für Gespräche können hilfreich sein.
Das wird empfohlen
- Plane ausreichend Zeit für das Gespräch ein. Versuche, nicht gehetzt oder gestresst zu sein. Eine entspannte Atmosphäre trägt dazu bei, dass das Gespräch reibungsloser verläuft. Es ist in Ordnung, wenn es langsamer vorangeht als gewohnt.
- Bewahre dir eine fürsorgliche und positive Einstellung. Es kann schwierig sein, die eigenen Gefühle im Griff zu haben, wenn eine nahestehende Person eine degenerative Krankheit durchmacht. Aber gerade dann benötigt sie deine Unterstützung mehr denn je.
- Achte darauf, dass du nicht höher sitzt oder stehst als dein Angehöriger. Dies könnte ihn nämlich einschüchtern. Versuche, dich auf Augenhöhe oder niedriger zu positionieren, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, die von Gleichwertigkeit geprägt ist. Halte Blickkontakt.
- Sorge für ein angenehmes Gesprächsumfeld. Vermeide jegliche Ablenkungen wie Fernsehen, Musik oder Benachrichtigungen auf einem Smartphone. Ablenkungen wirken sich allgemein negativ auf die Gesprächsatmosphäre aus und machen es dem Angehörigen besonders schwer, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.

- Sei geduldig und gib deinem Angehörigen Zeit zu antworten. Menschen mit Demenz können für eine Antwort etwas länger brauchen. Bemühe dich, angefangene Sätze nicht zu vervollständigen, und deinen Gesprächspartner beim Reden nicht zu unterbrechen.
- Höre aktiv zu. Halte Blickkontakt, wiederhole das Gesagte und drücke mit deiner Körpersprache aus, dass du Interesse an dem hast, was dein Angehöriger sagt.
- Sprich in kurzen, klaren Sätzen. Wenn du zu viele Gedanken auf einmal zum Ausdruck bringst, kann das deinen Angehörigen überfordern oder verwirren. Versuche stattdessen, dich immer nur auf ein Thema zu konzentrieren.
Davon wird abgeraten
- Streite nicht und widersprich nicht dem, was dein Angehöriger sagt – auch wenn du weißt, dass es nicht stimmt. Fehlerhafte Erinnerungen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und sogar ein falsches Zeitgefühl – z. B. wenn sich jemand in einer früheren Phase seines Lebens wähnt – sind bei Menschen mit Demenz keine Seltenheit. Wenn du versuchst, deinen Angehörigen zu korrigieren, kann dies seine Bedrängnis und Verwirrung verschlimmern. Lenke das Gespräch stattdessen in eine andere Richtung.
- Bevormunde deinen Angehörigen nicht und sei nicht herablassend. Behandle ihn nicht von oben herab, wie ein kleines Kind, das nicht versteht, und tu nicht so, als seiest du ihm überlegen. Dein Angehöriger versteht vielleicht mehr, als du denkst. Falsche Annahmen führen letztlich zu verletzten Gefühlen.
- Sprich nicht für deinen Angehörigen, vor allem nicht, wenn es um medizinische Bedürfnisse geht. Gestehe ihm die Würde zu, seine eigenen Gefühle, Fragen und Sorgen zu äußern.
- Sprich nicht mit lauter Stimme, es sei denn, dein Angehöriger hat ein Hörproblem. Lauter bedeutet nicht immer deutlicher, und Schreien trägt nicht zum besseren Verständnis bei – es kann sogar das Gegenteil bewirken! Wenn dein Gesprächspartner Schwierigkeiten hat, dich zu verstehen, ist es natürlich in Ordnung, ein wenig lauter zu sprechen.
- Frag deinen Angehörigen nicht, ob er sich an etwas erinnert. Wenn du einen nahestehenden Menschen bittest oder darauf bestehst, sich an ein vergangenes Ereignis zu erinnern, kann das ein Gefühl der Verwirrung und Verzweiflung auslösen.

- Unterbrich den Betreffenden nicht und falle ihm nicht ins Wort. Das könnte dazu führen, dass dein Angehöriger den Faden verliert und das Gespräch abbricht. Lass auch Momente der Stille zu; dein Angehöriger wird deine Geduld zu schätzen wissen.
- Denk daran, dass der Betreffende anwesend ist. In einer Gruppe können Menschen mit Demenz Schwierigkeiten haben, mit den vielen schnellen Gesprächen um sie herum Schritt zu halten. Versuche, deinen Angehörigen in das Gespräch einzubeziehen, und ermuntere ihn, mit anderen zu sprechen.
Fragetechnik in Gesprächen mit demenzkranken Menschen
Fragen sind ein wichtiger Teil der Kommunikation, doch zu viele Fragen können Menschen mit Demenz überfordern. Teile deine Fragen gegebenenfalls auf mehrere Gespräche auf, anstatt zu viele Fragen in einem einzigen Gespräch zu stellen.
Wenn du eine Frage stellen musst, formuliere sie nach Möglichkeit ganz einfach. Vermeide Fragen, bei denen dein Angehöriger Erinnerungen abrufen muss. Vieles hängt von der Situation und deinem Angehörigen ab. In manchen Situationen sind allgemeine Fragen möglicherweise besser geeignet, in anderen wiederum spezifische Fragen. In jedem Fall solltest du das Gespräch so stressfrei wie möglich gestalten und vermeiden, dass dein Angehöriger sich genötigt fühlt, sich an etwas zu erinnern, oder darauf aufmerksam zu machen, dass er sich an etwas nicht erinnern kann.
Wenn sich deine Fragen auf die Gegenwart beziehen, solltest du offene Fragen nach Möglichkeit vermeiden. Stelle stattdessen Fragen, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Frage zum Beispiel nicht: „Wann willst du zu Mittag essen?“, sondern: „Möchtest du jetzt zu Mittag essen?“
Eine weitere Strategie besteht darin, konkrete Optionen anzubieten. Bei einigen Arten von Demenz fällt es den Betroffenen schwer, sich an die Wörter für bestimmte Dinge zu erinnern. Wenn du ihnen also bestimmte Optionen anbietest, ersparst du ihnen die Frustration, nicht auf das richtige Wort zu kommen. Stelle zum Beispiel Fragen wie „Möchtest du einen Salat oder ein Sandwich zum Mittagessen?“ oder „Möchtest du das Fenster lieber offen oder geschlossen haben?“
Wie du Menschen mit Demenz nach ihrer Familiengeschichte fragen kannst
Wenn du einen dir nahestehenden Menschen etwas zu seiner Familiengeschichte fragen möchtest, sollte sich dies nicht wie ein Interview oder gar Verhör anfühlen. Denk daran, dass direkte Fragen für Menschen mit Demenz belastend sein können, denn manche Demenzkranke sind sich bewusst, dass sie sich nicht erinnern können, und finden dies beunruhigend. Mach dir nicht zu viele Gedanken über die Details und geh nicht mit der Erwartung in das Gespräch, dass du absolut fehlerfreie und lückenlose Informationen bekommst. Einzelheiten über das Leben deines Angehörigen kannst du oft aus anderen Quellen erfahren – von anderen Familienmitgliedern, aus offiziellen Aufzeichnungen, aus Tagebüchern oder sogar aus Zeitungsausschnitten. Konzentriere dich stattdessen auf die Gefühle und positiven Erinnerungen deines Angehörigen.
Fordere ihn nicht direkt auf, sich an etwas Konkretes zu erinnern. Erzähle zu Beginn des Gesprächs von deinen eigenen Erinnerungen und ermuntere deinen Angehörigen, selbst etwas zu erzählen, wenn er sich dabei wohlfühlt. Anstatt zu fragen: „Erinnerst du dich an den Schneesturm an Weihnachten 2014?“, könntest du zum Beispiel sagen: „Ich erinnere mich noch an das Weihnachtsfest, als wir eingeschneit waren und den ganzen Abend lang Brettspiele gespielt haben – das war eine tolle Zeit!“
Wenn du eine Frage stellst, dann formuliere sie allgemein, anstatt nach bestimmten Ereignissen oder Begebenheiten zu fragen. Es ist besser, zu fragen: „Hast du eine Lieblingserinnerung aus deiner Kindheit?“, als zu fragen: „Wie hieß deine Mutter?“

Hier sind ein paar Themen, zu denen du Fragen stellen könntest
- Lieblingserinnerungen an andere Familienmitglieder, wie Eltern, Geschwister oder Kinder
- Hobbys und Interessen
- Lieblingsbücher, -filme und -fernsehsendungen
- Liebste Kindheitserinnerungen
- Herausforderungen und schwierige Phasen im Leben
- Feiertags-, Familien- und religiöse Traditionen
- Arbeit und Berufslaufbahn
- Schule, Ausbildung, Studium
- Zeit beim Militär
- Erfolge und Leistungen, auf die jemand stolz ist
- Wichtige Erkenntnisse
Achte darauf, wie es deinem Angehörigen geht, während ihr beide in Erinnerungen schwelgt. Gib ihm so viel Zeit zum Reden, wie er möchte oder braucht. Wenn du jedoch merkst, dass er müde oder unruhig wird, solltest du ihn nicht drängen. Wechsle das Thema oder beende das Gespräch, damit er sich ausruhen kann.
Das mag entmutigend erscheinen, aber es ist die Mühe wert. Die Aufzeichnung der Familiengeschichte eines nahestehenden Menschen kann für beide Seiten von Vorteil sein. So hat eine Studie aus dem Jahr 2018 gezeigt, dass Erinnerungsbücher oder Bücher mit Lebensgeschichten bei Patienten mit Demenz in vielerlei Hinsicht etwas Positives bewirken, darunter eine Verbesserung der Stimmung, der Lebensqualität, der Kommunikation und des autobiografischen Gedächtnisses.
Wie du Menschen mit Demenz helfen kannst, ihre Erinnerungen aufzuzeichnen
Mit ein wenig Vorbereitung kannst du dafür sorgen, dass dein Gespräch über die Familiengeschichte mit deinem Angehörigen produktiv und aufmunternd ist und vor allem bewahrt wird. Hier ein paar Tipps zum Einstieg:

- Setze moderne Technik ein, um das Gesagte aufzuzeichnen, etwa ein Diktiergerät, ein Smartphone oder eine Videokamera. Durch diese Aufnahme bleibt die Erinnerung für euch beide erhalten. Du kannst das Ergebnis deiner Aufzeichnung auch in den Bereich „Erinnerungen“ in FamilySearch hochladen, damit es nicht verlorengeht.
- Nutze visuelle Hilfsmittel wie Bilder oder Videos, um Erinnerungen zu wecken und das Gespräch zu lenken. Sprecht gemeinsam darüber, was auf den Bildern zu sehen ist. Vermeide Fragen wie „Weißt du noch, wer das hier ist?“. Wenn sich dein Angehöriger nicht an die Person erinnern kann, könnte es ihn bekümmern oder verwirren. Sprich stattdessen über deine eigenen Erinnerungen an das Ereignis auf dem Bild oder mache eine Anmerkung zu dem, was du auf dem Foto siehst. Auch Hörbares, beispielsweise Musik aus der Jugendzeit deines Angehörigen, kann hilfreich sein.
- Erkenne an, dass manche Erinnerungen vielleicht nicht ganz den Tatsachen entsprechen. Wie bereits erwähnt, sind fehlerhafte Erinnerungen – oder Konfabulationen, wie es in der Medizin heißt – ein bekanntes Symptom von Demenz. Wenn du nicht sicher bist, ob die Erinnerung deines Angehörigen an ein Ereignis den Tatsachen entspricht, solltest du zum Vergleichen nach einer zweiten Quelle suchen.
Bewahre die Erinnerungen an deinen Angehörigen auf FamilySearch.org
Wenn du die Erinnerungen deines Angehörigen sammelst, empfiehlt es sich, sie mit einem kostenlosen FamilySearch-Account im Bereich „Erinnerungen“ in FamilySearch zu bewahren. Wenn du deine Erinnerungen jetzt aufzeichnest und hochlädst, profitieren davon nicht nur dein Angehöriger, die Pflegenden und deine Familie in vielerlei Hinsicht, sondern du bewahrst seine Erinnerungen und sein Vermächtnis auch für künftige Generationen.
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