Was kommt dir als Erstes in den Sinn, wenn du an ein bestimmtes Land denkst? Viele denken dann an die Nationalflagge des Landes. Länder nutzen Flaggen, um sich voneinander abzugrenzen – in vielen Fällen stehen sie auch für die bedeutendsten Werte und Traditionen des Landes.
Die Flagge eines Landes ist nichts Statisches. So wie Länder wachsen und sich verändern, so verändern sich auch ihre Flaggen. Daher überrascht es nicht, dass sich die Geschichte eines Landes oftmals an den Veränderungen seiner Nationalflagge ablesen lässt. Das trifft auch auf Deutschland und die Geschichte der deutschen Flagge zu.
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Die aktuelle Flagge Deutschlands
Die derzeitige Flagge Deutschlands erkennt man leicht wieder: Sie besteht aus kräftigen Streifen – Schwarz, Rot und Gold. In Deutschland gibt es einige Varianten der Flagge: die Regierungsflagge, die das deutsche Wappen enthält, die senkrechte Flagge (Bannerflagge), bei der die Farben der deutschen Flagge vertikal angeordnet sind und die an Gebäuden drapiert wird, und die Militärflagge für militärische Zwecke.
Was bedeuten die Farben der deutschen Flagge?
Die meisten Historiker sind sich über die Herkunft der Farben der deutschen Flagge nicht einig. Einige behaupten, die Farben entstammen den Farben des Heiligen Römischen Reiches, das zu einem großen Teil im heutigen Deutschland lag. Andere sagen, sie gehen auf die Uniformen der deutschen Soldaten während der Napoleonischen Kriege zurück.

Die Farben auf diesen Uniformen waren von großer Symbolik. So lautet ein alter Ausspruch: „Aus der Schwärze der Knechtschaft durch blutige Schlachten ans goldene Licht der Freiheit.“
Der Einfluss des Heiligen Römischen Reiches ist auch im deutschen Wappen zu sehen. Der Bundesadler, der er auf der deutschen Regierungsflagge zu sehen ist, stammt aus dem Aquila, einem römischen Symbol, das sowohl für den Kaiser als auch für den mächtigsten Gott der Römer stand.
Banner des Heiligen Römischen Reiches
Große Teile der heutigen Bundesrepublik Deutschland gehörten einst zum Heiligen Römischen Reich. In seiner größten Ausdehnung umfasste das Heilige Römische Reich ganz oder teilweise das heutige Deutschland, die Schweiz, Venedig, Luxemburg, Tschechien, Slowenien, Österreich, Kroatien, Belgien, die Niederlande, Polen, Frankreich und Italien.

In den Jahrhunderten nach dem Bestehen des Heiligen Römischen Reiches (962 bis 1806) verwendete das Land verschiedene Versionen des Reichspaniers. Das Kaiserpanier aus dem 14. Jahrhundert war ganz schlicht gehalten – Schwarz auf Gold mit einem Adler. Die Flagge wurde im frühen 15. Jahrhundert um die Farbe Rot erweitert. 1433 wurde der einfache Adler durch einen doppelköpfigen Reichsadler ersetzt.
Das Reichspanier des Heiligen Römischen Reiches wurde recht häufig geändert, um die jeweilige neue Herrscherdynastie darzustellen. Der goldene Doppeladler auf schwarzem Grund blieb jedoch bis zum Niedergang des Heiligen Römischen Reiches zu Beginn der Napoleonischen Kriege unverändert.
Historische deutsche Flaggen aus dem 19. Jahrhundert
Als die Napoleonischen Kriege Europa in einen mehr als zehn Jahre andauernden Konflikt verwickelten, war das Heilige Römische Reich bereits ein Schatten seiner selbst. Viele der Territorien besaßen fast vollständige Souveränität, und der Titel des Kaisers hatte keine größere Bedeutung mehr.

Nachdem die französische Armee eine Reihe wichtiger Schlachten gewonnen hatte, sah sich Kaiser Franz II. 1801 gezwungen, den Vertrag von Lunéville zu unterzeichnen. Im Rahmen dieses Vertrags wurde ein erheblicher Teil des Territoriums an Frankreich angegliedert. Davon überzeugt, dass seine Tage als Kaiser gezählt waren, verzichtete Franz II. auf den Thron und löste das Reich auf.
Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches schlossen sich viele Territorien dem Rheinbund an, einem Staatenbund unter französischer Kontrolle. Diese Territorien hatten keine eigene Flagge, sondern zeigten ihre Zugehörigkeit mit der französischen Flagge.
Der Deutsche Bund und der wachsende deutsche Nationalismus
Als Napoleon endgültig besiegt wurde und die napoleonische Ära endete, wurde der Rheinbund im Jahr 1813 aufgelöst. Auf dem Wiener Kongress wurden auf diplomatischer Ebene neue Grenzen für zahlreiche europäische Länder festgelegt. Die deutschen Territorien wurden im Deutschen Bund organisiert, einer losen Organisation ohne zentrale Führung.
Der Deutsche Bund hatte keine Flagge, jedoch ein Wappen mit dem schwarz-roten Doppeladler auf goldenem Grund.
Die Wiedervereinigung Deutschlands
Im späten 19. Jahrhundert wuchs der deutsche Nationalismus und mit ihm der Wunsch, die Kräfte gegen größere Mächte zu bündeln. Nach einer Reihe von Siegen im Deutschen Krieg und im Deutsch-Französischen Krieg wurde schließlich am 18. Januar 1871 das Deutsche Reich gegründet. Wilhelm I., ehemaliger König von Preußen, wurde zum ersten Kaiser des Landes gekrönt.

Die Flagge des neuen Deutschen Reichs war anders als alle ihre Vorgänger. Das schwarz-weiß-rote Farbschema vereinte die Farben Preußens mit den Farben der Hanse, zwei der bedeutendsten deutschen Territorien.
Deutschland im 20. Jahrhundert
Das 20. Jahrhundert war noch jung, als der Erste Weltkrieg begann – ein Konflikt, der fast ganz Europa erfasste. Nach der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand erklärte Deutschland Frankreich den Krieg und marschierte am 4. August 1914 in Belgien ein. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs mit der Niederlage Deutschlands und der Unterzeichnung des Versailler Vertrags im Jahr 1919 war das Deutsche Reich in vielerlei Hinsicht am Ende. Das öffentliche Bewusstsein über den verlorenen Krieg löste eine Revolution aus und die Weimarer Republik wurde gegründet.
Flagge der Weimarer Republik
Die Weimarer Republik übernahm die Farben Schwarz-Rot-Gold, die erstmals während der Napoleonischen Kriege zu sehen gewesen waren. Diese Änderung stieß jedoch bei vielen Deutschen auf Ablehnung. Sie sahen in der neuen Flagge ein demütigendes Symbol ihrer Niederlage im Ersten Weltkrieg, an die sie bereits zu viele Erinnerungen hatten.
Die im Versailler Vertrag verankerte „Kriegsschuldklausel“ wies Deutschland die volle Verantwortung für den Konflikt zu und sah vor, dass das Land eine gewaltige Summe an Reparationszahlungen leistet. Die lähmenden Schulden führten zur Hyperinflation und zu wirtschaftlichen Turbulenzen.
Der Versailler Vertrag sah auch die Zwangsabrüstung und den Verlust von europäischem Territorium sowie von Kolonien im Pazifik und in Afrika vor. Binnen kürzester Zeit war Deutschland keine Weltmacht mehr.
Die Entstehung von Nazi-Deutschland
Obwohl ein erfolgreicher Umschuldungsplan die deutsche Wirtschaft für kurze Zeit wiederbelebte, verschlimmerte sich die Situation wieder mit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929. Viele Menschen verbanden diesen wirtschaftlichen Abschwung mit dem Abstieg, den Deutschland unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg erlebt hatte.

Aus öffentlicher Unzufriedenheit und wirtschaftlicher Instabilität entstand ein fruchtbares Umfeld für den Aufstieg der Nationalsozialisten und Adolf Hitlers, der versprach, die traditionellen Werte wiederherzustellen sowie Deutschland aus der Weltwirtschaftskrise herauszuführen und wieder zu einer Weltmacht zu machen. Durch geschicktes politisches Manövrieren wurde Hitler 1933 zum Reichskanzler von Deutschland ernannt. Er nutzte diese Position, um die vollständige Kontrolle über die Regierung zu erlangen und Deutschland in eine Diktatur zu verwandeln.
Unter der Führung Hitlers wurde die schwarz-rot-goldene Flagge der Weimarer Republik verboten. An ihre Stelle traten zwei Flaggen: die schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Reichs und die berühmt-berüchtigte Flagge der Nationalsozialistischen Partei. Die Naziflagge wurde von Hitler entworfen: Die alten Farben der Reichsflagge wurden beibehalten und das schwarze Hakenkreuz sollte die arische Rasse repräsentieren.
Deutschland im Zweiten Weltkrieg
Am 1. September 1939 überfiel Deutschland Polen und löste damit den Zweiten Weltkrieg aus. Schnell wurden andere Nationen in den tödlichsten Konflikt der Geschichte verwickelt. In dieser Zeit führte die Nazi-Regierung auch die Judenvernichtung durch, den grausamen staatlich organisierten Völkermord an über 6 Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern.
1942 beherrschten Deutschland und seine Verbündeten fast den gesamten europäischen Kontinent. 1943 begann sich das Blatt jedoch zu wenden. Deutschland erlitt seine erste große Niederlage in Stalingrad und wurde kurz darauf im Patt von Nordafrika zur Kapitulation gezwungen. Am 7. Mai 1945 unterzeichnete Deutschland eine bedingungslose Kapitulation.
Die deutsche Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland führungslos, und die Alliierten teilten das Land in Besatzungszonen auf, bis eine neue deutsche Regierung eingesetzt werden konnte. Im Jahr 1948 vereinigten Frankreich, Großbritannien und die USA die von ihnen besetzten Gebiete zu Westdeutschland. Die Sowjetunion behielt jedoch ihre Kontrolle über Ostdeutschland.
Der Kalte Krieg: Ost- und Westdeutschland
Als die Beziehungen zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion zerbrachen, wurde Berlin auf ähnliche Weise geteilt wie zuvor ganz Deutschland. Berlin selbst lag zwar in Ostdeutschland, doch die westlichen Alliierten und ihre Regierungen beanspruchten die westlichen Gebiete Berlins für Westdeutschland.
Die Sowjetunion versuchte mit verschiedenen Taktiken, die Alliierten aus Berlin zu vertreiben. Als diese Taktiken scheiterten, wurde seitens der DDR die Berliner Mauer um West-Berlin errichtet, um eine massenhafte Abwanderung vom Osten in den Westen zu verhindern.
Die Geschichte dieser Teilung ist auch in den Flaggen der einzelnen Territorien sichtbar. Ostdeutschland führte eine Flagge ein, die der Flagge der Weimarer Republik ähnelte und das Wappen der DDR trug: Hammer und Zirkel, umgeben von einem Ährenkranz. Auch Westdeutschland übernahm die Flagge der Weimarer Republik und ergänzte ihn um den aus dem deutschen Wappen bekannten schwarzen Adler auf goldenem Grund.


Die Wiedervereinigung Deutschlands
Die Berliner Mauer stand fast 30 Jahre lang, bis sich der Kalte Krieg dem Ende zuneigte. Am 9. November 1989 reagierte die DDR-Führung auf die zunehmenden Proteste in der Bevölkerung mit einer Lockerung der Reisebeschränkungen von Ost- nach Westdeutschland. Ostdeutsche feierten diesen Anlass und strömten scharenweise über die Grenze. Dabei klopften sie mit Hämmern selbst Stücke aus der Berliner Mauer heraus.
Westdeutschland vollzog zügig die Wiedervereinigung, die von einem überwältigenden Teil der deutschen Bevölkerung unterstützt wurde. Seit dem 3. Oktober 1990 gibt es kein Ost und West mehr – es gibt nur noch ein einziges Deutschland und eine einzige deutsche Flagge.
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Die Geschichte der deutschen Flagge und Familiengeschichte
Die deutsche Flagge kann auf eine reiche, wechselvolle Geschichte zurückblicken. Sie verkörpert Wandel und Beständigkeit der deutschen Werte und Traditionen im Laufe der Zeit. Auch deine Familiengeschichte ist voller Erlebnisse und Entwicklungen, die den Lebensweg deiner Vorfahren aufzeigen.
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