Die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen kann erdrückend sein. Vielleicht hast du diese tiefe Trauer ja schon einmal selbst verspürt oder miterlebt, wie ein Familienmitglied oder Freund sie erfahren musste. Du weißt, wie entmutigend und sogar niederschmetternd das sein kann.
Können wir etwas tun, um uns selbst oder unseren Lieben durch die Trauer hindurch zu helfen? Jede Situation ist natürlich anders, aber Experten sagen, dass das Verständnis einiger grundlegender Prinzipien helfen kann und dass die Suche nach Möglichkeiten, die Erinnerung an den geliebten Menschen zu bewahren und andere an ihr teilhaben zu lassen, eine wirksame Quelle des Trostes sein kann.
Trauer ist eine der grundlegendsten aller menschlichen Erfahrungen
Vor fast tausend Jahren schrieb der italienische Philosoph Thomas von Aquin:
„Wie jeder, der großen Kummer erlebt hat, bezeugen kann, können Wellen des Kummers plötzlich über einem hereinbrechen, schon vom kleinsten Reiz entfesselt: vom Anblick einer Frau, die wie die geliebte verstorbene Partnerin aussieht, vom Klang einer Stimme wie die des lang verstorbenen Bruders oder von einem Lächeln wie dem eines so sehr vermissten Kindes. Selbst der Geruch der Lieblingsspeise eines geliebten Menschen oder der Hauch eines bestimmten Parfüms oder Duftes kann ein intensives Gefühl der Sehnsucht hervorrufen, nämlich den Kummer, einen verstorbenen geliebten Menschen zu vermissen.“1

So alt die Worte von Aquin auch sind, sie lesen sich, als seien sie erst gestern geschrieben worden – ein Beweis dafür, was für eine universelle und elementare Erfahrung die Trauer für fast alle Menschen ist. Trauer ist unsere natürliche Reaktion auf Verlust.
Das Wort natürlich ist an dieser Stelle wichtig. Die Reaktionen auf Trauer sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich – manchmal ist der Unterschied sogar riesig. Das bedeutet aber nicht, dass die eine Reaktion grundsätzlich besser oder angemessener ist als die andere. Unsere eigene Reaktion hängt größtenteils von unserer Persönlichkeit und unseren Bewältigungsmethoden ab. Manchmal sind diese Methoden absichtliche, bewusste Entscheidungen, über die wir nachdenken und nachsinnen, und manchmal nicht. Sie sind einfach die Art und Weise, wie unser Körper und unser Verstand reagieren, und das ist auch völlig in Ordnung.
Mit sich selbst – und mit anderen – geduldig sein
Der Therapeut Steven Eastmond schreibt: „Trauer kann mit Hoffnungslosigkeit, Angst, Wut, Verleugnung, Schuldgefühlen, anhaltender Müdigkeit, Schwierigkeiten mit dem Beherrschen von Gefühlen, Konzentrationsmangel, Verlust des Interesses an Menschen oder Aktivitäten und dem Gefühl der Überforderung einhergehen.“ Das sind quälende Gefühle und wir könnten versucht sein, sie zu ignorieren oder vor anderen zu verbergen. Eastmond erklärt, das könne die Trauer sogar noch verschlimmern sowie verhindern, dass wir uns jemals wieder besser fühlen. „Trauer ist kein kurzer Vorgang“, ergänzt er. „Sei geduldig und räume ihr Zeit ein. Wie bei einer Wunde am Körper braucht auch der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen Zeit, um zu heilen.“2

Wir können auch geduldiger im Umgang mit trauernden Freunden oder Familienmitgliedern sein. Vielleicht wissen wir nicht, was wir sagen sollen. In der Abhandlung Klage um einen Sohn gibt der Schriftsteller Nicholas Wolterstorff diesen Rat:
„Manche Menschen haben die Gabe, weise Worte zu finden. Dafür ist man zutiefst dankbar. … Aber nicht alle sind auf diese Weise begabt. … Deine Worte müssen nicht weise sein. Das Herz, das spricht, kann man besser hören als die Worte, die gesprochen werden. Und wenn dir gar nichts einfällt, sage einfach: ‚Mir fällt nichts ein. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich in deiner Trauer bei dir bin.‘“3
Manchmal ist es das Beste und Einzige, was man tun kann, um einen geliebten Menschen, der trauert, zu unterstützen, wenn man einfach da ist. Der Schriftsteller Roger Rosenblatt hat gesagt: „Worin besteht der Unterschied zwischen Kummer und Trauer? Bei der Trauer hat man Gesellschaft.“4
Für diejenigen, die gerade voll Kummer trauern
Fachleute sagen, dass man Trauer auf vielfältige Weise bewältigen kann. In einem Artikel über Trauer auf Cancer.Net wird betont, wie wichtig körperliche Aktivität und die Aufrechterhaltung einer Routine sind, um „die Verbindung zu vertrauten Menschen und Orten aufrechtzuerhalten“. In dem Artikel wird außerdem zur Vergebung angeregt: „Vergib dir selbst, wenn du etwas bereust, was du einem lieben Menschen angetan oder zu ihm gesagt hast. Vergib dir auch für das, was du bereust, nicht getan oder gesagt zu haben.“5

Aufgrund der COVID-19-Pandemie gibt die Seuchenschutzbehörde der USA derzeit mehrere ausführliche Empfehlungen zur Hilfe bei der Trauerbewältigung. Beispielsweise empfiehlt sie die Schaffung und Bewahrung von Erinnerungen an den geliebten Menschen und die Aufforderung an Angehörige und Freunde, es dem Betreffenden gleichzutun.
Auf der Website wird auch empfohlen, sich an einer Aktivität zu beteiligen, „die für einen selbst und den geliebten Verstorbenen von Bedeutung ist, zum Beispiel einen Baum zu pflanzen oder ein Lieblingsgericht zuzubereiten“. Wenn man Wege findet, das Andenken des Menschen, den man vermisst, in Ehren zu halten, kann das ein gewisses Maß an Frieden einkehren lassen und den Schmerz lindern.6
Das Andenken des geliebten Menschen durch familiengeschichtliche Forschung in Ehren halten
Wenn man um einen Freund oder Angehörigen trauert, kann man auf FamilySearch.org oder einer anderen Website für Familiengeschichte eine Erinnerung hochladen, um das Andenken des Betreffenden in Ehren zu halten. Bei FamilySearch können andere die hochgeladene Erinnerungen sehen. Man kann Fotos, Geschichten, gescannte Dokumente und sogar Sprachaufnahmen speichern. Man geht jedes Mal gleich vor. Sobald die Erinnerung hochgeladen ist, sollte sie unbedingt mit einer Markierung versehen werden. Inhaltsmarkierer kennzeichnen die Person in der Erinnerung und verknüpfen sie mit ihrer Seite bei FamilySearch. Dadurch ist die Erinnerung leichter zu finden. Mithilfe der entsprechenden Option auf der Website oder in der App kann man die Erinnerung auch über soziale Medien oder per E-Mail weitergeben.
Erfahre hier mehr darüber, wie man Erinnerungen hinzufügt, oder fange einfach an und lege kostenlos ein FamilySearch-Benutzerkonto an.

Kraft zum Durchhalten aufbringen
Trauer kann eine qualvolle Erfahrung sein, und vielleicht ist es notwendig, mit einem Therapeuten zu sprechen, um herauszufinden, wie der nächste Schritt nach vorn aussieht. „Trauerberatung“ und „Trauerbegleitung“ sind gute Suchbegriffe, die man verwenden kann, wenn man im Internet Hilfe sucht. Du kannst auch Telefonnummern für Krisenzeiten nutzen, beispielsweise Befrienders Worldwide oder Crisis Text Line.
Denke während deiner Trauer daran, auf dich Acht zu geben. Dein Körper braucht Schlaf und Bewegung. Deine Seele braucht Gesellschaft. Bleibe mit Freunden und Angehörigen in Verbindung und gehe weiter deinen Hobbys nach. Vielleicht hast du das Gefühl, dieser Schmerz werde niemals wieder verschwinden. Jedoch können die Forschung, die Geschichte und die Erfahrungen von Millionen von Menschen vor dir dir die Hoffnung schenken, dass selbst die tiefsten Wunden schließlich heilen werden und die Erinnerungen an den geliebten Menschen zu einer Quelle tiefer Freude werden können.
2 Steven Eastmond, „The Healing Power of Grief“, Ensign, Januar 2014, Seite 63f.
3 Zitiert in: Dalton-Bradford, On Loss and Living Onward, Seite 76.
4 Zitiert in: Dalton Bradford, On Loss and Living Onward, Seite 73.
5 „Coping with Grief“, American Society of Clinical Oncology, März 2018, Cancer.Net, vollständige URL für Hyperlink: https://www.cancer.net/coping-with-cancer/managing-emotions/grief-and-loss/coping-with-grief
6 „Grief and Loss“, Centers for Disease Control and Prevention (Seuchenschutzbehörde der USA), cdc.gov, vollständige URL für den Hyperlink: https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/daily-life-coping/stress-coping/grief-loss.html