Was du über den chinesischen Mondkalender noch nicht wusstest

Dancing lion at a Chinese festival

Das Einteilen und Dokumentieren der Zeit ist ein wichtiger Bestandteil jeder Kultur – und das schon seit Jahrhunderten. Doch seit Langem gibt es unterschiedliche Methoden, die Zeit im Blick zu behalten. Im Laufe der Menschheitsgeschichte wurden Dutzende von Kalendern ausgearbeitet. Einer der ältesten und bekanntesten ist der chinesische Mondkalender.

Was ist der chinesische Mondkalender?

Der chinesische Kalender wird zwar als Mondkalender bezeichnet, ist aber ein Lunisolarkalender. Das bedeutet, dass er Elemente eines Mondkalenders (der den Mondphasen folgt) mit einem Sonnenkalender (der sich an der Position der Sonne orientiert) vereint.

Der chinesische Kalender gilt als Mondkalender, weil seine zwölf Monate mit den Mondphasen übereinstimmen. Die Länge der Mondphasen entspricht jedoch nicht ganz der Zeit, die die Erde für eine Umdrehung um die Sonne braucht – das dauert etwa 365 Tage. Ein reiner Mondkalender hat 354 Tage. Würde man den Mondkalender zugrunde legen, würden die Monate und Jahreszeiten innerhalb weniger Jahre auseinanderdriften und der Kalender aus dem Gleichgewicht geraten.

An dieser Stelle kommt die Sonne (das „solar“ in „Lunisolar“) ins Spiel. Zur Anpassung an das Sonnenjahr wird etwa alle drei Jahre ein Schaltmonat in den Kalender aufgenommen, um die Differenz zu berücksichtigen.

Im chinesischen Kalender ist jeder Monat nummeriert und einem der Tiere des chinesischen Tierkreises zugewiesen.

Was ist der chinesische Tierkreis?

Grafik mit Tieren des chinesischen Tierkreises in roter Farbe

Beim chinesischen Tierkreis handelt es sich um einen zwölfteiligen Zyklus mit folgenden Tieren: Ratte, Büffel (Rind), Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Trotz der weit verbreiteten Annahme, dass der Tierkreis nur ein jährlicher Zyklus von zwölf Tieren ist, sind den Tierkreiszeichen im chinesischen Mondkalender auch Monate, Tage und sogar Stunden zugeordnet.

Traditionell herrscht der Glaube vor, dass das Tierkreisjahr eines Menschen Teile seines Lebens bestimmt, darunter seine Persönlichkeit und sein Verhältnis zu anderen.

Zum Vertiefen:
Wie sieht dein Geburtsdatum aus, wenn du es mithilfe des Mondkalenders ermittelst? In welchem Tierkreisjahr wurdest du geboren?

Der chinesische Tierkreis weist oberflächlich betrachtet einige Ähnlichkeiten mit dem westlichen Tierkreis auf, doch die beiden unterscheiden sich wesentlich voneinander. Zwar werden beide als Tierkreis oder Zodiak bezeichnet, doch nur im chinesischen Tierkreis ist jedem der zwölf Abschnitte tatsächlich ein Tier zugeordnet. Außerdem ist der westliche Tierkreis mit Sternbildern verbunden, der chinesische hingegen nicht.

Zum Vertiefen:
In welchem Tierkreisjahr wurden deine Eltern und Großeltern geboren?

Die Geschichte des chinesischen Kalenders

Einige der frühesten chinesischen Kalender wurden auf Orakelknochen – verzierte Ochsenknochen oder Schildkrötenpanzer – gefunden, die von Wahrsagern benutzt wurden. Diese Knochen gelten als Nachweis dafür, dass bei den Chinesen bereits während der Shang-Dynastie (1600 bis 1046 v. Chr.) Sonnenkalender im Gebrauch waren.

Oracle bones
Gary Todd from Xinzheng, China, CC0, via Wikimedia Commons

Ein genauer Kalender war ein wichtiger Bestandteil der alten chinesischen Kultur, denn er war ein Zeichen dafür, dass der Kaiser im Einklang mit dem Himmel war. Aus diesem Grund wurden Kalender als heilig angesehen sowie von der Regierung erstellt und gepflegt.

Der erste echte Lunisolarkalender wurde von der Zhou-Dynastie zwischen 771 v. Chr. und 476 v. Chr. eingeführt. Danach wurde er weiterentwickelt und in mehreren Zeitaltern und Dynastien angepasst. Während der Zeit der Streitenden Reiche wurden von Gruppen, die um die Herrschaft stritten, mehrere konkurrierende Mondkalender ausgearbeitet.

Nach der Vereinigung Chinas unter der Qin-Dynastie wurde ein neuer Kalender eingeführt. Die Ming-Dynastie und die Han-Dynastie nahmen ein paar Verbesserungen vor, indem sie 24 Sonnenstationen eingeführt und den Tàichū-Kalender geschaffen haben.

In späteren Dynastien kamen Sonnenwenden hinzu. Zudem wurden neue Methoden angewendet, um die Dauer eines Sonnenmonats zu bestimmen, und die tatsächliche Länge des Sonnenjahres wurde festgestellt.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der chinesische Kalender unpopulär, da sich der Einfluss des Westens in ganz China ausbreitete. Der letzte Kalender der Qing-Dynastie wurde 1908 veröffentlicht, und am 1. Januar 1912 führte China schließlich den in der westlichen Welt gebräuchlichen gregorianischen Kalender ein.

Die Unterschiede zwischen dem gregorianischen und dem chinesischen Kalender

Darstellung eines Kalenders

Der heute fast überall gebräuchliche Kalender ist der gregorianische Kalender – und dieser ist vergleichsweise neu. Genutzt wird er nämlich erst seit dem Jahr 1582. In manchen Ländern wurde er sogar erst 2016 eingeführt!

Im gregorianischen Kalender hat eine Woche sieben Tage. Im chinesischen Mondkalender hingegen umfasst eine Woche, bekannt als xún, 9 oder 10 Tage – je nachdem, ob der Monat 29 oder 30 Tage hat. Der chinesische Mondkalender ist zudem in 24 Sonnenstationen (2 pro Monat) unterteilt, die Veränderungen in der Umwelt und im täglichen Leben widerspiegeln.

Da der chinesische Kalender in erster Linie ein Mondkalender ist, entsprechen die darin enthaltenen Datumsangaben nicht genau denen im gregorianischen Kalender. Somit haben die chinesischen Feiertage, die im chinesischen Kalender immer auf dasselbe Datum fallen (unbewegliche Feiertage), im gregorianischen Kalender ein jeweils anderes Datum.

Beispielsweise findet das chinesische Mondfest oder Mittherbstfest am 15. Tag des 8. Monats im chinesischen Mondkalender statt. Nach dem gregorianischen Kalender fällt dieser Feiertag abhängig vom Jahr auf ein Datum zwischen Mitte September und Anfang Oktober.

Ist der chinesische Kalender heute noch in Gebrauch?

Ja! Die chinesische Regierung hat zwar den gregorianischen Kalender für den offiziellen, öffentlichen und täglichen Gebrauch übernommen, aber der chinesische Mondkalender wird nach wie vor für traditionelle Feiertage wie das chinesische Neujahrsfest und das Laternenfest genutzt. Er kommt auch in der Genealogie zum Einsatz, um Datumsangaben für besondere Ereignisse auszuwählen.

Der chinesische Kalender in chinesischen Dokumenten

Von allen Ländern der Welt hat China mit über 3.500 Jahren die längste ununterbrochen schriftlich dokumentierte Geschichte. Bei dieser Fülle von Informationen ist es besonders wichtig zu wissen, wie chinesische Kalenderdaten in chinesischen Dokumenten oder dangʼan verwendet werden.

Mondkalenderdaten in genealogischen Aufzeichnungen

Die Einführung des gregorianischen Kalenders in China ging schleppend voran. Als er 1912 erstmals in Gebrauch kam, sträubte sich die Öffentlichkeit dagegen. Erst 1928 stellte die Regierung komplett auf den gregorianischen Kalender um. In älteren Schriftstücken – darunter auch genealogische Texte wie jiapu – beruhen die Datumsangaben auf dem chinesischen Mondkalender. Das war bis mindestens 1912 der Fall, möglicherweise sogar noch ein paar Jahre darüber hinaus!

Wie man die Daten des chinesischen Kalenders liest

Wie Datumsangaben in einem chinesischen Mondkalender zu lesen sind, hängt vom Alter des betreffenden Dokuments ab. Bei einem älteren chinesischen Text sind folgende Grundlagen zu beachten:

  • Die Datumsangaben werden in der folgenden Reihenfolge gelesen: Dynastie, Kaiser, Zeitalter, Jahr, Monat, Tag. Zwar sind nicht alle diese Elemente in jedem Dokument enthalten, doch die enthaltenen Teile sind in dieser Reihenfolge zu lesen. 
  • Die Jahre sind in einem Zyklus von 60 Jahren angegeben und bestehen aus zwei Zeichen. Das erste dieser beiden Zeichen weist eine Sequenz von zehn Zeichen auf, die jedes Jahr vorrückt; beim zweiten Zeichen sind es zwölf. 
  • Der Monat und das Datum werden häufig im Format (Monat)月 (Tag)日 geschrieben. Der 60-Jahres-Zyklus, der sich auf die Schreibweise der Jahre auswirkt, kann auch die Schreibweise der Monate beeinflussen.  

Wie man chinesische Kalenderdaten in gregorianische umwandelt

Da der chinesische Mondkalender und der gregorianische Kalender nicht identisch sind, kann die Umrechnung der Daten zwischen diesen beiden Kalendern knifflig sein. Beim Umrechnen dieser Datumsangaben spielen astronomische Berechnungen der Mondphasen, der Sonnenlänge und weitere Aspekte eine Rolle. Glücklicherweise gibt es im Internet mehrere Anleitungen, die dir beim Umrechnen der Datumsangaben helfen können.

Chinesische Dokumente durchstöbern

Da du jetzt etwas mehr über den chinesischen Mondkalender weißt, kannst du chinesische Dokumente durchstöbern und so mehr über chinesische Vorfahren herausfinden. Chinesische Dokumente wie jiapu stecken voller Informationen und bieten dir die Gelegenheit, dein neues Wissen auf die Probe zu stellen! Chinesische Familien dokumentieren ihre Vorfahren in jiapu – angefangen bei einem ersten Vorfahren (ein früher Vorfahr, von dem die Linie der Familie oder der Stamm ausgeht) – und arbeiten sich dann bis zur aktuellen Generation vor.

Zum Vertiefen:
Welcher deiner frühen Vorfahren käme für dich als „erster Vorfahr“ infrage? Frag doch mal deine Eltern nach deinen ersten Vorfahren. Es kann hilfreich sein, einen kostenlosen FamilySearch-Account anzulegen und eine Verbindung zum Familienstammbaum herzustellen!


Bei FamilySearch ist es uns wichtig, dich mit deiner Familie zu verbinden, und wir bieten kostenlos unterhaltsame Aktivitäten und Dienstleistungen rund um die Familienforschung. Warum? Weil uns Familien am Herzen liegen und wir daran glauben, dass wir unser Leben jetzt und für immer verbessern können, wenn wir Generationen miteinander verbinden. Wir sind ein von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage getragenes, gemeinnütziges Unternehmen. Wenn du mehr über unsere Glaubensansichten erfahren möchtest, klicke hier.

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