Dana Tanamachi: Durch Kreativität eine Verbindung zu den eigenen Wurzeln herstellen

Dana Tanamachi spricht bei der RootsTech

„Bei der Kunst geht es, ähnlich wie bei der Genealogie, darum, Geschichten aus der Vergangenheit zu etwas zu verweben, was für uns in der Gegenwart und in der Zukunft von Bedeutung ist.“

Das war der perfekte Auftakt für Dana Tanamachi bei ihrem Hauptvortrag bei der RootsTech 2025. Als Künstlerin japanisch- und mexikanisch-amerikanischer Herkunft hatte Dana immer das Gefühl, zwischen zwei Welten zu leben: „Die eine gründet sich auf Präzision, Minimalismus und Zurückhaltung – und die andere auf Lebendigkeit, Leidenschaft und kühne Ausdrucksweise.“ Diese Kulturen mögen zwar gegensätzlich erscheinen, aber Danas besondere Perspektive hat zu tiefgründigen und schönen künstlerischen Kreationen geführt.

Wer ist Dana Tanamachi?

Dana Tanamachi ist seit fast 15 Jahren unabhängige Künstlerin und liebt, was sie tut. Bei einem Großteil ihrer Arbeit designt und kreiert sie kundenspezifische Arbeiten für viele bekannte Marken und Organisationen.

Zu ihren Projekten gehören Lebensmittelverpackungen, Goldfolienstempel für die US-amerikanische Post sowie großformatige Wandmalereien für gemeinnützige Organisationen und Weltkonzerne. Sie hat auch bereits wiederverwendbare Einkaufstaschen für das Geschenkartikelunternehmen Blue Q, Plakate für das „National Book Festival“ der US-Kongressbibliothek und sogar Einbände im Vintage-Stil für Puffin Books entworfen.

Während ihre wunderschön gestalteten Einbände auf den Bühnenbildschirmen um sie herum eingeblendet werden, sagt Dana: „Mir gefällt die Kombination aus Typografie und Illustrationen. Daraus kann ich Bilder schaffen, die nostalgisch und vertraut, aber auch amüsant und modern sind.“

Dana Tanamachi spricht bei der RootsTech 2025

Danas künstlerischer Werdegang

Wie hat Dana angefangen? Sie würde sagen, dass sie „zwei sehr getrennte Karrieren“ hatte. Zu Beginn war sie vor allem für ihre Arbeiten mit einem bestimmten Medium bekannt: Kreide, oder genauer gesagt Tafelkreide. 2009 entwickelte sich etwas, was von Dana nur als beiläufige Tafelkritzelei auf der Party einer Freundin gedacht war, zum Beginn von etwas viel Größerem.

Im Jahr nach der „Kritzelei“ wünschten sich immer mehr Freunde von ihr Kreidetafeldesigns, um sie als Hintergründe oder Fotowände bei ihren eigenen Partys zu verwenden. Nachdem eine ihrer Freundinnen Danas Arbeit auf Facebook gepostet hatte, erhielt sie ihre ersten Aufträge. Sie entwarf Tafeldesigns für Feiern von Freunden, Geschäfte, Hochzeiten und Hotels. Immer Größeres kam auf sie zu, als sie auch Aufträge von Oprah, dem TIME Magazine, Michelle Obama, Burton Snowboards und Penguin Books erhielt.

„Auf unerklärliche Weise war ich mit 26 Jahren zur Pionierin eines weltweiten Designtrends geworden“, erzählt Dana. Sie wollte ihre Arbeit jedoch nicht nur auf ein einziges Medium beschränken. So beschloss sie irgendwann, sich von der Kreide zu lösen und sich als Künstlerin weiterzuentwickeln.

Ein Erbe reich an Kunst und Beharrlichkeit

Danas Familiengeschichte lässt sich in einem Wort zusammenfassen: „gaman“ (我慢) – ein japanischer Begriff, der bedeutet, „das scheinbar Unerträgliche mit Geduld und Würde zu ertragen“.

Dana spricht über die schweren Prüfungen in der Geschichte ihrer Familie und deren Auswirkungen und sagt dazu: „Die Pilgerreise meiner eigenen Familie durch die Wüste – buchstäblich wie auch im übertragenen Sinne – hat mich viel über die Kraft von Schönheit und Kreativität gelehrt, besonders inmitten schrecklicher Umstände und scheinbar hoffnungsloser Situationen.“

1942, nach der Bombardierung von Pearl Harbor, wurden Danas Großeltern, die damals noch Teenager waren, zusammen mit ihren Familien und etwa 18.000 anderen in Internierungslager für Japaner in der Wüste von Arizona gebracht. Die Familienmitglieder konnten nur mitnehmen, was sie tragen konnten, und die Tage waren trostlos und zogen sich wie eine Ewigkeit hin. „Drei lange Jahre lang mussten sie unter harten Bedingungen, dem Verlust ihrer Rechte und ihrer Freiheit sowie der Ungerechtigkeit leiden, in ihrem geliebten Heimatland wie Feinde behandelt zu werden.“

Trotz dieser Bedingungen schufen die Internierten „inmitten des Chaos ein Gefühl der Gemeinschaft und der Ordnung“. Sie organisierten sich in Abteilungen wie Lehrer, Ärzte und Krankenschwestern, Köche und Bauern. Auch bauten sie eigene provisorische Bibliotheken, Kirchen und Baseballmannschaften auf.

Dana Tanamachi zeigt ein Bild eines künstlerisch gestalteten Schirms, den ihre Urgroßmutter in den 1940er-Jahren in einem Internierungslager für Japaner hergestellt hat.

Danas Großmutter Mitsy arbeitete in der Nähabteilung und fertigte Schnittmuster an, während ihr Großvater Tom in der Zeichenabteilung eingesetzt wurde, weil er in seiner Heimat Architektur studiert hatte. Tom und Mitsy lernten sich bei einer geselligen Veranstaltung im Lager kennen. Mitsy fand: „Tom war der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte.“ Schon kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, heirateten sie.

In ihrer Zeit im Lager fertigte Mitsys Mutter (Danas Urgroßmutter) mehrere exquisite Kunstwerke an, die seitdem in ihrer Familie weitergegeben wurden. Danas gefiel besonders ein kleiner Origami-Schirm mit einem Durchmesser von etwa 15 cm. Er bestand aus Zahnstochern, einem lackierten Stäbchen und Zigarettenpapierchen. Diese Miniatur-Kreation ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Internierten mit dem arbeiteten, was sie hatten, daraus etwas Schönes erschufen und sich am unwahrscheinlichsten aller Orte künstlerisch betätigten.

Illustrationen der Bibel

Eines von Danas bisher größten Projekten war die English Standard Version (ESV) Illuminated Bible: „Das Konzept … war eine moderne Version einer traditionellen illuminierten Bibel – eine ehrfürchtige Neuinterpretation mit wunderschöner, elegant gezeichneter Typografie, Ornamenten und Illustrationen, wie sie in illuminierten Texten aus alter Zeit zu finden sind.“ Früher war diese Art von Bibel nur Reichen zugänglich, daher war Dana sehr daran gelegen, dieses schöne Buch für alle gleichermaßen verfügbar und zugänglich zu machen.

Über den Umfang des Projekts sagt Dana: „Dazu gehörten 64 ganzseitige Illustrationen zu Beginn neuer Bücher, die voller Symbole und Metaphern sind, 50 ganzseitige, hauptsächlich typografische Versillustrationen, mehr als 250 handgeschriebene Randverse über alle 66 Bücher verteilt und über 100 andere Ornamente im gesamten Buch.“

Obwohl das allein bereits ein gewaltiges Unterfangen war, war das Projekt für Dana auch deshalb schwierig, weil es in eine depressive Zeit in ihrem Leben fiel. Sie gibt jedoch zu: „Die Schönheit, die diese Seiten schmückt, wurde aus dem tiefsten Schmerz geboren, den ich je erlebt habe.“

Das für Dana bedeutendste Kunstwerk, das sie in dieser Bibel schuf, befindet sich im Buch Ijob. „Eines Tages nahm ich unter Tränen den Stift zur Hand und dieses Kunstwerk strömte mit einer Leichtigkeit aus mir heraus, die ich kaum beschreiben kann.“ Die Geschichte von Ijob, der in seinem Leben und seiner Familie zahllose Prüfungen durchleiden musste, berührte Dana, und sie erkannte sich auf den Seiten dieses Buches selbst wieder.

Dana Tanamachi zeigt ein Bild ihrer illustrierten Titelseite zum Buch Ijob

Die Illustration ist entlang der Seite horizontal in zwei Hälften geteilt. Den unteren Teil bildet ein Labyrinth aus kompliziertem Wurzelgeflecht, das sich durch den dunklen Boden schlängelt. Der obere Teil ist voller Blumen, die aus der Erde sprießen, wobei manche Blumen stärker verwelkt sind als andere.

Besonders ist hier, dass nicht die Blüten, sondern die Wurzeln in der Erde im Mittelpunkt des Werks stehen. Dana erklärt: „Wir wollen uns immer auf den schönen Teil konzentrieren, auf die blühenden Blumen und die Sonne, aber es ist diese feuchte, dunkle Umgebung, in der die Sämlinge aufbrechen und dafür sorgen, dass die Blüten die Oberfläche erreichen.“

Inmitten der verwelkten Blumen steht eine aufrechte Blume, die „Ijobs Weigerung, dem Himmel Schuld zu geben oder ihn zu verfluchen, und sein Festhalten an der Hoffnung darstellt, während sein Körper – dargestellt durch die umliegenden Blumen – dahinschwindet.“ Für Dana ist Ijobs Geschichte ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man „die scheinbar unerträglichen Teile des Menschseins geduldig und würdevoll ertragen kann“.

Durch ihre Arbeit ist sich Dana bewusst geworden, dass sie in ihrem Leben schon Schwieriges geschafft hat und schaffen kann. „Wenn ich [die ESV Illuminated Bible] in der Hand halte, ist das ein Symbol für Beharrlichkeit und Ausdauer und dafür, dass mein Kampf nicht umsonst war. Mein größter Schmerz hat das hervorgebracht, worauf ich vielleicht am meisten stolz bin.“

Zum Abschluss ihres Vortrags spricht Dana über das Vermächtnis, das ihre Vorfahren ihr hinterlassen haben. Schönes aus einfachen Materialien zu schaffen, liegt ihr im Blut. Ihre Vorfahren hinterließen einen bleibenden Eindruck, der Dana Generationen später dazu inspiriert und befähigt hat, Einmaliges zu erschaffen und Schönheit an ungewöhnlichen Orten zu entdecken. „Wir dürfen die Kraft der Kreativität in schwierigen Zeiten nicht unterschätzen. Wir sollten sie als Zeichen der Hoffnung nutzen, wenn es uns so vorkommt, als würde sich das Leben unserer Kontrolle entziehen.“

Was ist die RootsTech?

Bei der RootsTech kannst du lernen, dich inspirieren lassen und durch Familienforschung Verbindungen herstellen. Bei dieser Konferenz, die unter der Schirmherrschaft von FamilySearch steht und von weiteren führenden Organisationen für Genealogie unterstützt wird, gibt es hunderte Kurse von Experten, Videos mit Tipps und Tricks sowie inspirierende Geschichten, die dir helfen, ganz neue Erfahrungen mit der Familiengeschichte zu machen. Rufe unsere Mediathek auf oder plane deine Teilnahme an unserer nächsten virtuell oder vor Ort stattfindenden Konferenz.


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