Weltweit sind mehrere verschiedene Kalender in Gebrauch. Dank moderner Technik (wie dem Internet und Smartphone) können wir über große Entfernungen hinweg Termine mit anderen Menschen vereinbaren. Dabei kann es jedoch sein, dass diese Personen ganz andere Datums- und Zeitangaben gewohnt sind. Und während deine Großeltern wahrscheinlich den gleichen Kalender benutzen oder benutzt haben wie du, waren bei deinen entfernten Vorfahren wahrscheinlich ältere Kalendersysteme wie der julianische Kalender üblich.
Doch inwiefern unterscheidet sich dein Kalender von dem deiner Vorfahren? Und warum hat sich das geändert? Ein Kalender ist ein System zur Einteilung der Zeit in Tage, Wochen und Monate. Grundlage hierfür sind häufig die regelmäßigen Veränderungen, die um uns herum stattfinden, etwa die Mondphasen oder der Lauf der Erde um die Sonne. Durch genauere Methoden zur Messung von Veränderungen in der Welt sowie unterschiedliche Regeln oder Entdeckungen, die von historischen Herrschern oder Persönlichkeiten und großen Denkern aufgestellt bzw. gemacht wurden, haben sich die Kalender im Laufe der Zeit verändert. Dies hat dazu geführt, dass einige Kalender abgeschafft und neue eingeführt wurden.
Nehmen wir uns etwas Zeit, um mehr über einen weltgeschichtlich bedeutenden Kalender zu erfahren – den julianischen Kalender. Sehen wir uns an, inwieweit er sich von anderen Kalendern unterscheidet und wo einem auch heute noch julianische Datumsangaben (auch als „alter Stil“ bekannt) begegnen könnten.
Was ist der julianische Kalender?
Der julianische Kalender ist nach Julius Caesar benannt, der dieses System ca. 46 v. Chr. im alten Rom einführte. Der julianische Kalender bestimmt das Datum anhand der Bewegung der Erde um die Sonne (weshalb es sich um einen Sonnenkalender handelt). Er hat in den meisten Jahren 365 Tage. Alle vier Jahre gibt es jedoch ein Schaltjahr mit 366 Tagen. Zu bestimmten Zeiten in der Geschichte wurde der julianische Kalender als „alter Stil“ bezeichnet.
Wie kam es zum julianischen Kalender?

Im alten Rom, zur Zeit von Julius Caesar, galt der römische Kalender (der noch älter als der julianische ist). Der römische Kalender war ein sehr kompliziertes Datumssystem, das auf der Bewegung des Mondes und der Position der Sonne am Erdhimmel beruhte (und war somit ein Lunisolarkalender). Mehrere Personen wurden benötigt, um zu entscheiden, wann dem Kalender Tage hinzugefügt oder weggenommen werden sollten, damit er mit den Jahreszeiten im Einklang bleibt. Der römische Kalender hatte zu Beginn 304 Tage unterteilt in 10 Monate. Er war jahrhundertelang in Gebrauch und wurde mehrmals geändert. Dieser Kalender war jedoch nicht sonderlich genau, und im Jahr 46 v. Chr. war er dem Sonnenkalender drei Monate voraus und stand nicht mehr im Einklang mit den Jahreszeiten!
Da beschloss Julius Caesar, dass bei der Datumsbestimmung für die Römer eine wesentliche Veränderung nötig war. Hilfe bekam Caesar dabei von Sosigenes, einem Astronomen aus Alexandria. Dieser riet ihm, sich vom Mondkalender zu verabschieden und sich fortan wie die Ägypter am Sonnenjahr zu orientieren. Statt also das Datum nach dem Mond festzulegen, sollte der julianische Kalender künftig der Position der Sonne am Erdhimmel folgen.
Mit der Grundstruktur des julianischen Kalenders sind viele Menschen heutzutage vertraut. So hat das Jahr 365,25 Tage – daher alle vier Jahre ein Schaltjahr – und ist in 12 Monate unterteilt. Der julianische Kalender wurde nicht überall auf der Welt eingeführt, aber in weiten Teilen des Römischen Reiches und von zahlreichen christlichen Kirchen übernommen. So war er in Europa sehr gebräuchlich und galt sogar in Teilen Westasiens und Nordafrikas.

Wie lange hielt sich der julianische Kalender? Der gregorianische Kalender löst den julianischen ab
Der julianische Kalender stellte zwar eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem römischen Kalender dar, war jedoch immer noch nicht perfekt. Er war über 1.600 Jahre lang in Gebrauch, aber nach einigen Jahrhunderten schien manches nicht mehr ganz zu stimmen. Man stellte fest, dass im julianischen Kalender die Dauer des Sonnenjahres falsch berechnet war und 11 Minuten fehlten. Diese 11 Minuten summierten sich Jahr für Jahr und wich in den 1570er Jahren bereits um 10 Tage ab, wie Astronomen herausfanden.
Mit der Hilfe eines Astronomen und Mathematikers, den er mit der Ausarbeitung beauftragte, führte Papst Gregor XIII. einen neuen Kalender ein. Dieser nach ihm benannte gregorianische Kalender ist dem julianischen Kalender sehr ähnlich, allerdings flossen neue Erkenntnisse in die Berechnung ein. Aufgrund dieser Aktualisierungen ist heutzutage der gregorianische Kalender das am weitesten verbreitete System. Das sind einige der Unterschiede zwischen den beiden Kalendern:
Unterschiedliche Definitionen eines Jahres
Nach dem julianischen Kalender ist ein Jahr 365,25 Tage lang (also einen Vierteltag länger).
Dem gregorianischen Kalender zufolge ist ein Jahr 365,2422 Tage lang. Diese Berechnung ist genauer als beim julianischen Kalender.
Unterschiedliche Schaltjahrregelung
Im julianischen Kalender werden die Schaltjahre nach einer einfachen Formel festgelegt. Es wird einfach alle vier Jahre ein weiterer Tag hinzugefügt. Dieses Muster mit drei „normalen Jahren“, gefolgt von einem „Schaltjahr“, wurde ausnahmslos wiederholt.
Beim gregorianischen Kalender wird eine fortgeschrittenere Formel für die Berechnung der Schaltjahre verwendet. Die Regel lautet, dass das Schaltjahr ausgelassen wird, wenn die Jahreszahl durch 100, aber nicht durch 400 geteilt werden kann. Das Jahr 2000 war beispielsweise ein Schaltjahr, die Jahre 1700, 1800 und 1900 aber nicht. Das nächste Jahr, das als Schaltjahr ausgelassen wird, ist das Jahr 2100.
Ganz nebenbei: Das nächste Schaltjahr ist 2024.
Unterschiedlicher Grad der Genauigkeit
Der julianische Kalender hinkte jedes Sonnenjahr um 11 Minuten hinterher, sodass im Jahr 1582 insgesamt zehn Tage verloren gingen.
Der gregorianische Kalender ist viel genauer und hinkt pro Sonnenjahr nur um 26 Sekunden hinterher. Dies macht bis zum Jahr 4909 einen Verlust von einem Tag aus.
350 Jahre Doppelkalender
Der gregorianische Kalender ist zwar 1582 entstanden, aber bevor er der meistgebrauchte Kalender wurde, vergingen Hunderte von Jahren. In vielen Ländern sträubte man sich gegen den neuen Kalender und zog es vor, so lange wie möglich beim julianischen Kalender zu bleiben. Deshalb gab es eine Zeit, in der in verschiedenen Teilen der Welt beide Kalender regelmäßig genutzt wurden. Dabei wurden die neuen Kalender in verschiedenen Ländern, von verschiedenen Völkern zu verschiedenen Zeiten eingeführt. In diesem Zeitraum haben diejenigen, die Missverständnisse angesichts der beiden Kalendersysteme vermeiden wollten, oftmals die julianischen Datumsangaben mit dem Zusatz „alt“ oder „alter Stil“ und die gregorianischen Datumsangaben mit dem Zusatz „neu“ oder „neuer Stil“ versehen.
„In der Zeit nach der Änderung wurde bei Datumsangaben nach dem Tag das Wort ‚alt‘ oder ‚neu‘ hinzugefügt, damit diejenigen, die sich Aufzeichnungen anschauten, wussten, ob es sich um eine julianische oder gregorianische Datumsangabe handelte. Als George Washington am 11. Februar 1731 (alt) geboren wurde, wurde sein Geburtstag nach dem gregorianischen Kalender zum 22. Februar 1732 (neu).“
Von 1582 bis etwa 1923 war der julianische Kalender für viele Menschen nach wie vor das Maß aller Dinge, sodass man von einer langen Phase der Überschneidung sprechen kann. Fast 350 Jahre lang wurden beide Kalender regelmäßig genutzt! (Einige Personen und Organisationen behielten den julianischen Kalender auch nach 1923 noch bei, doch die meisten hatten umgestellt.)
Zum Vertiefen: Welche deiner Vorfahren lebten zu der Zeit, als beide Kalender in Gebrauch waren? Schau dir den gemeinschaftlich genutzten Familienstammbaum auf FamilySearch.org an und stelle fest, wo und wann deine Vorfahren geboren wurden. Du kannst dir Ereignisse aus ihrem Leben sogar auf einem Zeitstrahl und einer interaktiven Karte ansehen – alles mit einem kostenlosen Account.
Wie man julianische Datumsangaben bei der geschichtlichen Forschung in gregorianische umwandelt
Du kannst immer noch Dokumente mit julianischen Datumsangaben finden und lesen, ohne Historiker zu sein oder ein Museum zu besuchen. Meist handelt es sich dabei um digitale Bilder von alten Dokumenten, wie man sie bei der Primärquellenrecherche oder der Suche nach dem Namen eines Vorfahren in historischen Dokumenten findet.
Vielleicht arbeitest du gerade an einer Hausaufgabe oder betreibst familiengeschichtliche Forschung. In jedem Fall gilt: Wenn das gesuchte Datum in die Zeit vor 1582 oder nach 1923 fällt und du vermutest, dass es auf dem julianischen Kalender basiert, ist es hilfreich zu wissen, wie man das entsprechende gregorianische Datum findet.
Dazu gibt es im Internet mehrere nützliche Konverter, die eine schnelle Umrechnung ermöglichen. Zum Beispiel diese beiden:
- Fourmilab-Kalenderrechner
- Dieser Konverter bietet viele verschiedene Optionen zum Umrechnen von Kalenderdaten. Suche den passenden Kalendertyp für das Datum, das du konvertieren möchtest, stelle das Datum ein und scrolle auf der Seite nach oben und unten, um zu sehen, wie dieses Datum in den verschiedenen Kalendersystemen aussehen würde.
- Stevemorse.org – Konverter zum Umrechnen vom julianischen zum gregorianischen Kalender
- Ermöglicht nur Umrechnungen vom julianischen zum gregorianischen Kalender, enthält aber auch ein praktisches Tool, mit dem du herausfinden kannst, wann bestimmte Länder umgestellt haben.
- Lass die letzten beiden Ziffern der Jahreszahl weg (beim Jahr 1700 oder 1712 berücksichtigst du beispielsweise nur die 17).
- Diese Zahl multiplizierst du mit 0,75.
- Dann ziehst du 1,25 ab.
- Lösche alle Ziffern hinter dem Komma.
- Das Ergebnis ist die Anzahl der Tage, die du dem julianischen Datum hinzufügen musst, um das entsprechende gregorianische Datum zu erhalten.
Am 2. Januar 1712 könnte das so aussehen:
- Wir nehmen „1712“ und machen daraus „17“.
- 17 x 0,75 = 12,75
- 12,75 - 1,25 = 11,5
- 11,5 wird zu 11, wenn wir die Nachkommastellen weglassen.
- So wird aus dem julianischen Datum 2. Januar 1712 das gregorianische Datum 13. Januar 1712.
Familienforschung mit julianischen Datumsangaben

Wusstest du, dass viele Familien Dokumente mit den Namen ihrer Vorfahren finden können, die bis ins 19. oder sogar ins17. Jahrhundert zurückreichen? Dank moderner Technik geht das jetzt viel einfacher als früher. Mittlerweile kannst du ganz bequem von zu Hause aus online nach alten Dokumenten suchen. Dafür musst du kein Historiker sein! Nimm beispielsweise den Namen deiner Großmutter oder eines dir bekannten Vorfahren und suche kostenlos nach dem Namen auf FamilySearch.org.
Auf FamilySearch.org stehen dir zahlreiche Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen du Dokumente zu deinen Vorfahren finden kannst. Wer neu ist, erhält hier gute Tipps für die Recherche. Wenn du Spaß an Geschichte oder Familienforschung hast, könnte dieser Artikel im FamilySearch Wiki etwas für dich sein. Darin erfährst du, in welchem Jahr (ungefähre Angabe) bestimmte Länder vom julianischen auf den gregorianischen Kalender umgestellt haben.
Zum Vertiefen: Begib dich auf die Suche nach dem ältesten Vorfahren, an den sich deine Familie erinnern kann. Sprich zunächst mit deinen Eltern, Großeltern oder einem anderen Angehörigen, den du gut kennst. Kennen diese Personen den Namen deiner Großeltern oder Urgroßeltern? Was ist mit Vorfahren, die noch früher gelebt haben? Dein neues Wissen kannst du in einer dieser kostenlosen Vorlagen festhalten:
Ist der julianische Kalender heute noch in Gebrauch?
Als er entwickelt wurde, war der julianische Kalender hilfreich. Heutzutage hat er jedoch fast keine Bedeutung mehr. Der gregorianische Kalender ist im Vergleich zum julianischen einfach genauer und wird daher in den meisten Ländern genutzt.
Einige orthodoxe Kirchen, etwa die orthodoxe Kirche in Russland, berechnen bewegliche Feiertage nach wie vor mit dem julianischen Kalender. Auch bei den Berbern in Nordafrika und bei den Mönchen auf dem Berg Athos ist der „alte Stil“, wie der julianische Kalender in Abgrenzung zum gregorianischen genannt wird, noch gebräuchlich.
Auch wenn rund um die Welt verschiedene Kalender in Gebrauch sind, haben sie doch alle eines gemeinsam: Sie helfen uns, unsere Geschichte schriftlich festzuhalten. Wenn wir ein Datum erfassen, erinnern wir uns leichter an wichtige Personen und Ereignisse.
Zum Schluss noch einmal etwas zum Vertiefen: Wenn du nicht unbedingt Familienforschung betreiben möchtest, nimm dir einfach etwas Zeit, um Ereignisse aus deinem Leben zu dokumentieren. Wenn du dein Wissen schriftlich festhältst, hilfst du möglicherweise einer anderen Person, eine Verbindung zur Geschichte deiner Familie herzustellen. Dabei kann dir dieses Tool helfen:
Bei FamilySearch ist es uns wichtig, dich mit deiner Familie zu verbinden, und wir bieten kostenlos unterhaltsame Aktivitäten und Dienstleistungen rund um die Familienforschung. Warum? Weil uns Familien am Herzen liegen und wir daran glauben, dass wir unser Leben jetzt und für immer verbessern können, wenn wir Generationen miteinander verbinden. Wir sind ein von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage getragenes, gemeinnütziges Unternehmen. Wenn du mehr über unsere Glaubensansichten erfahren möchtest, klicke hier.